Es ist ein Fall, der seit Tagen in den Medien diskutiert wird: der Tod von Raphaël Graven aka Jean Pormanove. Als Teil einer Gruppe verdiente der ehemalige Obdachlose und Soldat als Streamer gutes Geld; in einigen Quellen ist von mehreren Zehntausend Euros die Rede. Die Art und Weise, die die Klicks und Abozahlen zustande kamen, sorgt jetzt aber, vor allem angesichts des Todesfalls, für heftige Kritik. Denn Jean Pormanove, auch schlicht „JP“ genannt, ließ sich immer wieder vor laufender Kamera misshandeln und demütigen.
Dabei ist ein Muster zu beobachten: Je mehr Gewalt zu sehen ist, desto höher sind die Abrufe und Einnahmen. Das Ganze wurde auf der Plattform Kick gestreamt, die nicht geklärten Gründen zu keinem Zeitpunkt gegen das Gezeigte einschritt. An fehlender Öffentlichkeit kann das nicht gelegen haben. Der Account hatte mehr als 1 Million Abonnentinnen und Abonnenten. Beinahe jeden Abend schalteten sich zudem etwa 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauer live dazu, wenn Jean Pormanove auf verschiedenste Art und Weise gedemütigt und gequält wurde.
Einige Medien hatten ebenfalls bereits auf den Fall aufmerksam gemacht. Doch offenbar gibt es jetzt erst mit dem tragischen Tod des Streamers Konsequenzen. Doch wie genau konnte es dazu kommen und wer oder was genau war schuld an dem Todesfall? Das soll jetzt auch die Autopsie klarer beantworten.

Tod von Jean Pormanove vor laufender Kamera während fast 12-tägigem Livestream
Teilweise wurde Jean Pormanove in den Videos „nur“ beschimpft und beleidigt. Zunehmend war aber offenbar auch zu beobachten, wie er körperlich misshandelt wurde. Mit Farbe überschüttet zu werden, war dabei noch das Harmloseste. Andere Streamer haben den Mann auch geschlagen und gewürgt. Dabei konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer auch aktiv Vorschläge machen und mit beleidigen – eine Eskalation, die ein wenig an das Experiment „Rhythm 0“ der serbischen Künstlerin Marina Abramović erinnert.
Gestorben ist der 46-jährige Jean Pormanove dann während eines mehrere Tage dauernden Livestreams. Einige Zuschauerinnen und Zuschauer hatten nach fast 300 Stunden darauf aufmerksam gemacht, dass sich der Streamer nicht mehr bewegte und in einer merkwürdigen Pose dalag. Im Anschluss zeigte sich die australische Streaming-Plattform Kick schockiert und sicherte uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den Behörden zu. Fakt ist aber auch, dass das Streamer-Gespann, zu dem „JP“ gehörte, von Plattformen wie TikTok und Twitch aufgrund der gezeigten Gewalt bereits verbannt wurde. Bei Kick hingegen schritt offenbar niemand ein.

Staatsanwalt spricht über Autopsie von Jean Pormanove
In den Medien und auch in der französischen Politik sorgte der Fall für ein heftiges Echo. Etwa Clara Chappaz, die zuständige Ministerin für Digitales, bezeichnete die Vorgänge als absoluten Horror und kündigte strafrechtliche Untersuchungen an. Es gab allerdings nach entsprechenden Hinweisen bereits Ermittlungen im Dezember, die sogar zu einer Festnahme führten, allerdings war diese nur von kurzer Dauer und verhinderte den Tod von Jean Pormanove am 18. August nicht.
Teil des erwähnten Dauerstreams war an Folter erinnernde Gewalt, aber auch ständiger Schlafentzug. Entgegen erster Annahmen ist der Tod des Streamers aber nicht direkt auf Gewalt durch Dritte zurückzuführen, wie der zuständige Staatsanwalt Damien Martinelli inzwischen bekannt gab. Die Autopsie ergab, keine „inneren oder äußeren traumatischen Verletzungen“, die zum Tod hätten führen können. Man habe lediglich einige Blutergüsse und bereits verheilte Wunden entdecken können.
Der Staatsanwalt fügte zudem noch hinzu, dass man als Todesursache einen medizinischen oder toxikologischen Hintergrund vermutet und verweist auf gesundheitliche Probleme Jean Pormanoves mit der Schilddrüse und mit dem Herzen. Inwieweit die Misshandlungen diese akut beeinflusst haben könnten, ist nicht bekannt. Die Ermittlungen dazu dauern noch an.