Tools wie Google Maps oder Apple Karten erfreuen sich großer Beliebtheit. Das liegt nicht nur daran, dass man sie zur Navigation nutzen kann. Über Google Street View oder die 3D-Ansicht bei Apple bekommt man zudem einen Eindruck davon, wie es in weit entfernten Regionen der Welt aussieht. Aber auch sein eigenes Zuhause kann man sich dabei digital von außen anschauen. Allerdings lässt die Bildqualität dabei mitunter zu wünschen übrig und viele Regionen fehlen.
Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der TU München (TUM) haben nun allerdings eine neue interaktive Karte veröffentlicht, die jede physische Gebäudestruktur auf der Erde genau erfasst. Das Projekt läuft unter dem Namen „GlobalBuildingAtlas“. Laut der entsprechenden Pressemitteilung sind damit erstmals alle Gebäude der Welt als 3D-Modell verfügbar. Die Karte samt ihrer detaillierten Daten sind online frei zugänglich und verfügbar.

Interaktive Karte soll neue Perspektive liefern und Wissenschaft voranbringen
Zur Erstellung der Karte kamen mehr als 800.000 Satellitenbilder aus dem Jahr 2019 zum Einsatz. Damit soll die umfangreichste Datensammlung in diesem Bereich mit 2,75 Milliarden Gebäuden weltweit entstanden sein, die bisherige Sammlungen um mehr als eine Milliarde Gebäude übertrifft. Zudem liefert die interaktive Karte nicht nur den üblichen Einblick. 97 Prozent (2,68 Milliarden) der Gebäude wurden zudem als sogenannte „LoD1-3D-Modelle“ (LoD bedeutet „Level of Detail“) abgebildet. Die vereinfachten 3D-Modelle zeigen also auch Grundform und Höhe des Objektes.
Auch, wenn die Karte für den Ottonormalverbraucher vermutlich vor allem eine coole technische Spielerei ist, so erfüllt sie auch einen rein wissenschaftlichen Zweck. Sie soll nämlich eine „entscheidende [Grundlage] für Klimaforschung und die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele“ legen. „Durch das 3D-Modell wird nicht nur die Fläche, sondern auch das Volumen des Gebäudes ersichtlich“, erklärt Prof. Xiaoxiang Zhu Inhaberin des Lehrstuhls für Datenwissenschaft in der Erdbeobachtung an der TUM. Dadurch ließen sich unter anderem detaillierte Informationen über die Wohnverhältnisse gewinnen.
Weiter führt Prof. Zhu aus: „Wir führen damit einen neuen globalen Indikator ein: das Gebäudevolumen pro Kopf, also die gesamte Gebäudemasse im Verhältnis zur Bevölkerung (…).“ Das soll sowohl für die Urbanisierung als auch für die Planung von Infrastruktur und Katastrophenmanagement präzisere Modelle ermöglichen – ein wichtiger Grundstein für die Stadtplanung der Zukunft.
