Deutsche Bäckerei schafft Bargeld ab: Die Reaktionen sind gespalten

Eine Bäckerei in NRW hat Bargeldzahlungen komplett abgeschafft. Während die eine Seite damit kein Problem hat, gibt es auch heftige Gegenreaktionen.
Facebook @Bäckerei Konditorei Welpinghus

Deutschland gilt immer noch als Land des Bargelds. Zwar nimmt auch hierzulande das bargeldlose Bezahlen zu, wie auch aktuelle Statistiken zeigen. Dennoch halten viele an ihrem Bargeld fest und bezahlen nicht nur immer noch mit Münzen und Scheinen, sondern horten auch teilweise recht hohe Beträge zu Hause, wenn man etwa auf Zahlen der Bundesbank schaut. Neben Unsicherheit ist dafür ein wesentlicher Grund, dass vor allem in kleineren Läden nach wie vor nur bar bezahlt werden kann.

Dagegen will die Bundesregierung langfristig vorgehen und eine Regelung einführen, die Bargeld zwar nicht verbietet, aber dafür die Einzelhändler verpflichtet, mindestens einen digitalen Zahlungsweg anzubieten. Eine Bäckerei aus Borgholzhausen im Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen kommt diesem Schritt zuvor. Dort kann man nicht nur mit Karte einkaufen; das Bezahlen mit Bargeld ist seit Anfang Oktober überhaupt nicht mehr möglich. Dafür gibt es viel Zuspruch, aber teilweise auch heftigen Gegenwind. Vor allem eine Generation zeigt sich offenbar wenig begeistert.

iStock / FreshSplash

In vielen anderen Ländern ist bargeldloses Bezahlen bereits Alltag

Hinter der Maßnahme steckt ein Experiment von Geschäftsführerin Friederike Tebbe, die die Bargeldzahlung in allen Filialen der Konditorei & Bäckerei Welpinghus GmbH abgeschafft hat. Ursprünglich sollte der Testlauf nur vier Wochen dauern. Jetzt will sie ihn allerdings verlängern; im Gespräch mit „wa.de“ berichtet sie von ihren Erfahrungen. Was sie dabei hervorhebt, ist, dass ihre eigene Kundschaft offenbar wenig bis keine Probleme mit der Umstellung gehabt habe. Die Kritik komme von Leuten, die weit weg wohnen würden und „das irgendwo gelesen“ hätten.

Dabei hebt sie vor allem die positiven Aspekte des bargeldlosen Bezahlens hervor. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden dadurch entlastet, weil sie kein Bargeld zählen müssten. Dazu komme eine erhöhte Sicherheit durch den Wegfall des Geldtransports und das kontaktlose Bezahlen würden zudem auch gesundheitliche Gefahren wegfallen. Und außerdem merkt Tebbe an: „Man muss aber doch auch mit der Zeit gehen.“ Deshalb gibt es für Kundinnen und Kunden der Bäckerei unter anderem auch eine App und eine Vorteilskarte.

Facebook @Bäckerei Konditorei Welpinghus

Bäckerei in NRW soll Vorreiter-Rolle beim bargeldlosen Bezahlen einnehmen

Diesen Vorteilen stehen einige viel diskutierte Nachteile gegenüber. So wird auch in den Kommentarspalten zu der Geschichte vielfach angemerkt, dass man sich damit abhängig von der Technik und dem Funktionieren der Bezahlsysteme machen würde. Diese seien zudem ebenfalls anfällig für einige Sicherheitsrisiken und würden zudem anonyme Transaktionen nahezu unmöglich machen. Vielfach kann man zudem lesen, dass man mit der Maßnahme in der Bäckerei viele Menschen ausschließen würde. Dabei gehe es um Personen, die aufgrund ihres Alters nicht über ein Bankkonto verfügen würden, wie etwa Kinder, oder die mit der Technik ein Problem hätten, allen voran ältere Personen.

Nun könnte man vermuten, dass sich vor allem die letztgenannte Zielgruppe negativ über das Experiment äußern würde. Überraschenderweise habe aber nicht einmal die ältere Generation ein Problem mit dem Wegfall des Bargelds in der Bäckerei. „Sogar eine 100-Jährige zahlt hier schon ganz lange mit Karte“, wird Trebbe zitiert. Stattdessen würden vor allem Personen zwischen Ende 40 und Anfang 60 auf die klassische Bezahlmethode bestehen. Die Geschäftsführerin hofft, mit ihrem Bäckerei-Experiment Vorurteile abschaffen und so eine Art Vorreiter-Rolle einnehmen zu können.