Sie stahl 4,5 Mrd. Dollar und verschwand: Die einzige Frau auf der „Most Wanted“-Liste des FBI

Auf der aktuellen „Most Wanted“-Liste des FBI ist nur eine einzige Frau zu finden: Ruja Ignatova. Die deutsche Staatsbürgerin ist für einen der größten Betrugsfälle der Geschichte verantwortlich.
Facebook @Dr.RujaIgnatova

Die „Most Wanted“-Liste des FBI gibt es seit 1950 und sie umfasst die zehn meistgesuchten Verbrecherinnen und Verbrecher. Aktuell muss man allerdings korrekterweise sagen: die meistgesuchten Verbrecher – und eine Verbrecherin. Denn Ruja Ignatova ist momentan die einzige Frau auf dieser Liste. Dem FBI zufolge waren in der 75-jährigen Geschichte des Programms nur zwölf der insgesamt 537 erfassten Personen Frauen.

Nach Ignatova, die seit Juni 2022 gelistet ist, wurde zwischen Juli und August 2025 noch Cindy Rodriguez Singh hinzugefügt. Singh wurde allerdings inzwischen gefasst, sodass Ruja Ignatova nun wieder die einzige Frau auf der „Most Wanted“-Liste ist. Die zweifelhafte Ehre verdankt sie einem der größten Betrugsfälle überhaupt, indem die auch als „Kryptokönigin“ bezeichnete Deutsche insgesamt mehr als 4 Milliarden US-Dollar erbeuten konnte.

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Ruja Ignatova hat Menschen in mehr als 190 Ländern betrogen und wird international gesucht

Als Ruja Ignatova zehn Jahre alt war, wanderte ihre Familie 1990 von Bulgarien nach Deutschland aus. Dort fiel sie als intelligent und fleißig auf, übersprang zwei Klassen, war Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung und studierte schließlich Rechtswissenschaften mit anschließender Promotion in Koblenz, Oxford und Konstanz. 2010 kam sie erstmals mit dem Gesetz in Konflikt, wobei sie anschließend zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt wurde. Dem Gericht zufolge ging es um Insolvenzverschleppung, Betrug und Verletzung der Buchführungspflicht.

Ignatova hatte damals mit ihrem Vater zusammen eine insolvente Firma im Allgäu gekauft, um sie kurz darauf wieder zu verkaufen – nachdem sie außerdem einige Güter der Firma zu ihrem Vorteil veräußert hatte. Das Amtsgericht Augsburg erklärte damals bei der Urteilsverkündung im Jahr 2016, dass keine weiteren Straftaten zu erwarten seien. Zu diesem Zeitpunkt war Ruja Ignatova allerdings schon Teil des Krypto-Betrugs um „OneCoin“.

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„OneCoin“ gilt inzwischen als Lehrbuchbeispiel für Krypto-Scam

Dabei handelte es sich um eine von Ruja Ignatova und Sebastian Greenwood gegründete Kryptowährung, die als Ablöse des Bitcoins vermarktet wurde. Allerdings handelte es sich von vornherein um Scam, der nur aufgrund eines Schneeballsystems funktionieren konnte. Dabei werden keine echten Gewinne erwirtschaftet, sondern immer neue Investorinnen und Investoren gewonnen. Zwar gab es mit „Dealshaker“ sogar eine eigene Plattform, auf der man angeblich mit der Fake-Krypto-Währung bezahlen oder sie umtauschen konnte. In der Praxis funktionierte das allerdings nie.

Nach einem ersten Verdacht auf Geldwäsche wurde deshalb der Handel mit „OneCoin“ in Deutschland verboten. Wenige Monate später verschwand Ruja Ignatova von der Bildfläche – bis heute fehlt jede Spur von ihr. Auf der „Most Wanted“-Liste des FBI steht die deutsche Staatsangehörige zusammen mit Personen, die in Zusammenhang mit Mord oder Bandenkriminalität gesucht werden. Zuletzt wurde Ruja Ignatova in Athen, Griechenland, gesichtet. In Deutschland laufen ebenfalls Ermittlungen gegen die Flüchtige, da es auch hierzulande mehrere tausend Geschädigte gibt. Auf Hinweise, die zu ihrer Verhaftung führen, stellt das FBI eine Belohnung von fünf Millionen US-Dollar in Aussicht.