Die Politikerin Ricarda Lang hat kürzlich offen und ehrlich über schwere Zeiten gesprochen. Erst im vergangenen Monat hat sie angekündigt, sich freiwillig von der Parteispitze der Grünen zurückzuziehen. Diese Entscheidung ist der 30-Jährigen keinesfalls leicht gefallen: „Am Tag des Rücktritts war ich traurig, in Teilen auch befreit.“
Die Situation schien zuerst einmal besänftigt worden zu sein, doch dann kämpfte Lang mit ihren Emotionen. Eine Woche später habe es sich so richtig „umgehauen“. Ausschlaggebend dafür sei der Rücktritt von Kevin Kühnert gewesen. Dieser führte dazu, dass Lang erstmals realisierte, was wirklich passiert ist.
Ricarda Lang wird sich von der Parteispitze der Grünen zurückziehen
„Ich saß vor meinem Handy und habe geweint. Ein bisschen war es so, als ob in dem Moment ein Teil meines Rücktritts für mich selbst überhaupt erst klar geworden ist“, gesteht die Politikerin. Eigentlich sei sie mit hohen Ansprüchen gestartet und wollte ihr Amt nutzen, um „ganz viel zu verändern“. Doch nun scheint sich das Blatt komplett gewendet zu haben. „Ich kann da nur für mich sprechen, nicht für ihn – ich dachte: Vielleicht sind es ausgerechnet die, die etwas verändern wollten, die mehr an sich heranlassen wollten, die dann zurücktreten. Und nicht diejenigen, die sich eh schon damit abgefunden haben, dass alles so bleibt, wie es ist“, erklärt Ricarda Lang weiter.
Die Reaktionen ihres Umfelds haben es der Grünen-Politikerin noch schwerer gemacht. Durch Fragen und Kommentare wurde sie erst so richtig runtergezogen. „Ich hatte zwischendurch das Gefühl, ich bin auf meiner eigenen Beerdigung“, berichtet Lang. Mittlerweile hat sie sich mit ihren Emotionen auseinandergesetzt und die Veränderung akzeptiert. Heute kann sie sagen: „Ein Leben ohne Spitzenamt ist gar nicht so schlimm.“ Den Grünen-Vorsitz wird Lang im November bei einem Parteitag in Wiesbaden offiziell abgeben.