Das wohl bekannteste Zitat über die „heutige Jugend“ stammt nicht von Goethe, Brecht oder Schlegel. Aber woher kommt der Satz „Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul, sie wird niemals so sein, wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten“? Tatsächlich steht dieses Zitat auf einer 3000 Jahre alten Tontafel. Schon damals war man sich also offenbar sicher, dass die nachfolgende Generation den Älteren nicht das Wasser reichen könne. Bei keinem anderen Thema dürfte über die Jahrtausende so viel Einigkeit bestanden haben.
Auch der heutigen Gen Z sagt man vieles nach, was eher negativ konnotiert ist. Die zwischen Mitte der 90er-Jahre und 2010 Geborenen strömen zusehends auf der Arbeitsmarkt. Dabei sollen sie faul sein und nicht mehr so viel arbeiten wollen, wie die Generationen vor ihnen. Ihnen wird mangelnde Ausdauer und Motivation vorgeworfen bei gleichzeitiger Unzuverlässigkeit, zu hohen Gehaltsforderungen und einem Fokus auf das Privatleben. Vorwürfe, die seit Ewigkeiten bestehen. Mehrere Studien haben sich angeschaut, ob sie dieses Mal stimmen.

Jede Generation hat ihre eigenen Aufgaben
Eine davon stammt vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). Und sie kommt zu eindeutigen Ergebnissen. Ein Vorwurf lautet, dass junge Menschen immer weniger arbeiten würden. Allerdings zeigt die Untersuchung klar, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Junge Menschen zwischen 20 und 24 Jahren und somit Angehörige der Gen Z arbeiten im Vergleich so viel wie seit den 90er-Jahren nicht mehr.
Zwischen 2015 und 2023 lag die Erwerbsbeteiligung in dieser Altersgruppe bei 75,9 Prozent, was einem Anstieg um gute 6 Prozentpunkte entspricht. Das liegt wohl unter anderem daran, dass immer mehr junge Leute etwa parallel zum Studium arbeiten. So traf das 2015 noch auf 36,7 Prozent zu, 2023 auf ganze 56 Prozent.
Was hingegen rein statistisch gesehen stimmt, ist, dass sich Mitglieder der Gen Z durchschnittlich häufiger krankschreiben lassen. Eine Studie von Frost und Sullivan zeigt, dass junge Arbeitnehmer wie etwa die Gen Z durchschnittlich 14,3 Tage pro Jahr krankheitsbedingt ausfallen. Etwa bei den sogenannten Babyboomern sind es nur 8,9 Tage. Grund dafür scheint aber keine Faulheit, sondern ein stärkeres Bewusstsein für die eigenen Rechte zu sein.

Die Gen Z ist nicht faul oder arbeitsunwillig
Eine repräsentative Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung räumt mit einem weiteren Vorurteil gegenüber der Gen Z auf. Dieser wird nachgesagt, Arbeit und Karriere viel weniger wichtig zu nehmen, als die Generationen vor ihr. Tatsächlich ergab die Umfrage allerdings, dass gerade in der Gen Z die Karriere eine größere Rolle spielen würde. Die sogenannte „Sandwich-Generation“ der heute 30- bis 49-Jährigen (vor allem Gen Y und Ausläufer der Gen X) legt hingegen besonderen Wert auf Vereinbarkeit und Flexibilität in Sachen Beruf und Privatleben.
Das scheint auch nur natürlich angesichts der Lebensphasen, in der sich die Generationen jeweils befinden. Dazu kommt noch eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Diese belegt zwar, dass die durchschnittliche Arbeitszeit seit der Wiedervereinigung gesunken sei – von 38,5 auf 36,3 Stunden pro Woche. Die von Frauen steigt allerdings.
Und dafür sei zudem das Gesamtarbeitsvolumen auf einem Höchststand und Erwerbstätige so produktiv wie nie. Ein Tiefstand beim Arbeitsvolumen war hingegen 2005 zu beobachten und damit zu einer Zeit, als die Gen Z noch nicht Teil des Arbeitsmarktes war. Etwa die Friedrich-Ebert-Stiftung betont aber deutlich, dass keine Generation aus einer homogenen Gruppe bestehen würde, auch die Gen Z nicht.