Das sind alptraumhafte Szenarien, wie sie sich wohl kein Fluggast auf seiner Reise wünscht. Es gilt, auch ohne weitere Erwähnung, als bedeutender Vertrauensbeweis den Piloten gegenüber, wenn man als Passagier ein Flugzeug betritt, um sich sicher zu seinem Zielort bringen zu lassen. Immerhin ist eine Ausbildung zum Piloten für Verkehrsflugzeuge sehr aufwändig und die Fluggesellschaften testen in der Regel ihr Personal in sehr regelmäßigen Abständen auf die physische und vor allem psychische Eignung. Speziell nach dem Unglück der Germanwings 9525 am 24. März 2015, der durch einen mutwilligen Flugfehler eines Piloten ausgelöst wurde, und alle 150 Passagiere das Leben kostete, schaut man auf die Gemütsverfassung der Männer und Frauen im Cockpit, deutlich genauer.
Allerdings scheint manchmal die gebotene Vorsicht nicht zu helfen, denn am 25. Januar ereignete sich bei der indonesischen Fluggesellschaft Batik Air ein Ereignis, das einem buchstäblich die Haare zu Berge stehen lassen kann. Dabei war der Batik-Air-Flug mit der Flugnummer BTK6723 auf dem Weg vom Flughafen Halu Oleo auf der indonesischen Insel Sulawesi zum Zielort, dem Soekarno-Hatta-Flughafen der Hauptstadt Jakarta. Beide Piloten besaßen zu diesem Zeitpunkt eine Zulassung als Airline-Transport-Pilot (ATPL) sowie eine Musterzulassung für den Typ „Airbus A320“, so berichtet die „Jakarta Globe“.
Eine Batik-Air-Maschine flog fast 30 Minuten ohne Kontrolle
Kurz nach dem Start habe der Flugkapitän seinen Co-Piloten darum gebeten, „zu übernehmen“, um sich etwas auszuruhen. Allerdings sei kurz danach auch der erst 28-Jährige Co-Pilot, der erst kurz zuvor Vater von Zwillingen wurde, eingeschlafen. Vor dem fraglichen Flug hatte der Co-Pilot erst eine 53-stündige Ruhezeit gewährt bekommen, die er allerdings nicht zur Erholung nutzte, sondern dafür, mit seiner Familie in ein neues Haus umzuziehen. Zusätzlich unterstützte er seine Frau bei der Aufsicht über die Zwillinge, so berichtete die Jakarta Globe unter Berufung auf die zuständige Transportsicherheitsbehörde (KNKT).
Diese Kombination hat dann schlussendlich zu einem völlig übermüdeten Co-Piloten geführt. Als der Kapitän dann wieder aufwachte und zurück ins Cockpit ging, bemerkte er, dass sein Ersatz eingeschlafen war. Er stellte dann sofort wieder Kontakt zum Bodenpersonal her und korrigierte die Flugroute wieder auf den korrekten Kurs. Durch die Flugüberwachung wurde später bekanntgegeben, dass der Kontakt zu dem Flugzeug ganze 28 Minuten ausgefallen war. Batik Air, eine Tochter von Lion Air, der größten „Billigfluggesellschaft“ Indonesiens, erklärte, dass beide Piloten als „vorbeugende Maßnahme“ vom Dienst suspendiert wurden.
Piloten schliefen im Flugzeug beide ein
Damit wollten die Sprecher der Fluggesellschaft nicht nur klarstellen, wie wichtig ihnen die Sicherheit auf allen Flügen ist, sondern auch die genaue Untersuchung der jüngsten Vorkommnisse vorantreiben. Für die KNKT ist das ein „schwerer Zwischenfall“, der Anlass gibt, strengere Kontrollen bei allen Flügen des Landes durchzuführen – speziell die Geschehnisse in den Cockpits sollen zukünftig einer strengeren Prüfung unterzogen werden. Zusätzlich soll dem Personal ausreichender Schlaf gewährt werden, denn eines braucht kein Passagier auf der Welt – einen schlafenden Piloten.