Was ist ein ETF-Sparplan – einfach erklärt mit Anlagestrategie für 2022

Der ETF-Sparplan ist 2022 als Produkt für die langfristige Geldanlage beliebter als je zuvor. Mit der richtigen Auswahl und Strategie kannst du damit auf lange Sicht gute Gewinne machen.

15.05.2022, 22:28 Uhr
Was ist ein ETF-Sparplan – einfach erklärt mit Anlagestrategie für 2022
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Kurz zusammengefasst:
  • ETFs sind Investmentfonds, die keine aktive Wertpapierauswahl treffen, sondern einfach einen Index wie den Dax oder den MSCI-Weltaktienindex abbilden.
  • Weil es bei ETFs kein kostenintensives Fondsmanagement gibt, sind die jährlichen Verwaltungsgebühren für den Anleger viel günstiger als bei klassischen Investmentfonds.
  • Trotz der Börsenturbulenzen 2022 lohnen sich ETF-Sparpläne, weil sie langfristig ausgerichtet sind und die Wertschwankungen sich im Lauf der Zeit ausgleichen.
  • Deinen Gewinn kannst du optimieren, indem du deinen ETF-Sparplan bei einem möglichst kostengünstigen Anbieter einrichtest. Manche Banken und Broker bieten ETF-Sparpläne sogar gebührenfrei an.
 

ETF-Sparplan: Die wichtigsten Fakten zum Anlageprodukt

Immer wieder hört und liest man vom ETF als Anlageprodukt – aber was genau verbirgt sich dahinter? Ausgeschrieben heißt ETF „Exchange Traded Fund“, was übersetzt „Börsengehandelter Fonds“ bedeutet. Damit ist der erste Anhaltspunkt schon mal klar: ETFs sind Fonds, deren Anteile man an der Börse kaufen und verkaufen kann. Kommen wir zum nächsten Teil: Ein Fonds ist eine Mischung aus verschiedenen Wertpapieren, zum Beispiel Aktien. Die Fondsgesellschaft kauft die Wertpapiere, stellt die Mischung zusammen und ermöglicht es Anlegern, sich mit kleinen Beträgen zu beteiligen. Wenn du beispielsweise einen Fondsanteil für 100 Euro kaufst, sind darin anteilsmäßig 1,50 Euro an Aktie A, 75 Cent an Aktie B, 80 Cent an Aktie C etc. enthalten. Das besondere an ETFs ist, dass die Zusammenstellung der darin enthaltenen Einzelaktien nach einem standardisierten Verfahren erfolgt. Basis ist immer ein Index, der schon eine festgelegte Mischung bestimmter Aktien enthält. Bekannte Beispiele sind der Deutsche Aktienindex DAX mit den 40 wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften, der eurpäische Aktienindex Euro Stoxx oder der MSCI-Weltaktienindex, der rund 1.600 Aktien aus mehr als 20 Ländern enthält. Die meisten ETFs beziehen sich auf einen Aktienindex. Darüber hinaus gibt es auch ETFs auf Anleihenindizes, Edelmetalle und Rohstoffpreise. Private ETF-Anleger benötigen bei ihrer Bank ein Wertpapierdepot, damit sie die Kauf- und Verkaufsaufträge ausführen und die Anteile verwalten können. Das Wertpapierdepot musst du nicht zwangsläufig bei der Bank eröffnen, die dein Girokonto führt. Je nachdem, wo es günstige Konditionen gibt, kann auch die Depotführung bei einer anderen Bank sinnvoll sein.   Die wichtigsten Fakten kurz zusammengefasst:
  • Ein ETF enthält die Aktien oder andere Wertpapiere im genau gleichen Verhältnis wie der dazugehörige Index.
  • Die Anteile an ETFs kannst du jederzeit an der Börse kaufen und verkaufen.
  • Mit dem Kauf eines ETF-Anteils bekommst du die komplette darin enthaltene Wertpapiermischung sozusagen im Miniaturformat.
  • Die meisten ETFs bilden einen Aktienindex ab. Es gibt aber auch ETFs auf Anleihen, Edelmetalle und Rohstoffe.
  • Für die Abwicklung der Kauf- und Verkaufsaufträge und für Verwaltung der ETF-Anteile benötigst du ein Wertpapierdepot bei einer Bank.
 

Du hast die Wahl: Sparplan oder Einmalanlage

Wenn du Geld in einen ETF investieren willst, hast du zwei Alternativen: Du kannst einmalig Anteile an einem ETF kaufen und zahlst dann bei der Abwicklung des Auftrags dieselben Ordergebühren wie beim Aktienkauf. Hierbei gibt es meistens eine Mindestgebühr, so dass sich je nach Bank der Kauf oftmals erst ab einem Anlagevolumen von 1.000 bis 2.000 Euro lohnt, weil sonst die Gebühren im Verhältnis zum Anlagebetrag zu teuer wären. Allerdings bieten einige Banken spezielle Konditionen an, wenn du einen ETF-Sparplan mit regelmäßigen einrichtest. Bei diesen Angeboten entfällt dann die Mindestgebühr, und die Bank verlangt einen geringen prozentualen Anteil der Sparrate als Gebühr. Vorteil für dich: Du musst nicht warten, bis du einen größeren Betrag für die Einmalanlage angespart hast, sondern kannst jeden Monat für eine kleine Rate ETF-Anteile kaufen. Die Mindestrate beträgt meist 25 oder 50 Euro pro Monat. Diese einfache Möglichkeit, mit regelmäßigem Sparen Wertpapiervermögen aufzubauen, ist immer beliebter geworden. Während es vor einigen Jahren kaum Geldinstitute mit Sparplanangeboten für ETFs gab, zählt der ETF-Sparplan im Jahr 2022 praktisch zum Standardangebot von vielen Banken.  

Weshalb der ETF-Sparplan besser ist als der Kauf von Aktien

Vor allem beim Sparen mit kleinen monatlichen Raten hat der ETF-Sparplan im Vergleich zum direkten Kauf von Aktien unschlagbare Vorteile. Wenn du direkt in Aktien investieren willst, solltest du mindestens auf fünf bis sieben verschiedene Aktien setzen, um mit Blick auf das Risiko nicht alles auf eine Karte zu setzen. Selbst wenn du eine Bank mit einem Gebührenmodell findest, bei dem sich der Aktienkauf schon ab 1.000 Euro pro Order lohnt, müsstest du erst einmal 5.000 bis 7.000 Euro auf einem Sparbuch oder Tagesgeldkonto ansparen, bis zu dein Aktiendepot zusammenstellen kannst. Mit dem ETF-Sparplan kannst du hingegen sofort loslegen und auch kleine Beträge sofort an der Börse investieren. Wenn du in verschiedenen Märkten anlegen willst, kannst du auch zwei separate Sparpläne einrichten – beispielsweise einen Sparplan auf Euro-Aktien und einen auf US-Aktien. Auf diese Weise brauchst du nur wenig Kapital, um deine Chancen und Risiken breit gestreut zu verteilen.  

Unterschiede zu klassischen Investmentfonds

Neben den ETFs gibt es auch klassische Investmentfonds, bei denen ebenfalls die Einrichtung von Sparplänen möglich ist. Zu diesen Anlageprodukten gibt es drei wichtige Unterschiede:
  • Klassische Investmentfonds bilden keinen Index ab, sondern treffen eine aktive Wertpapierauswahl,
  • die laufenden Verwaltungsgebühren sind wegen des höheren Aufwands für Fondsmanagement und Wertpapieranalyse bei klassischen Fonds meistens etwa 4 bis 5 mal so hoch bei ETFs, bei denen die Wertpapierzusammenstellung automatisiert erfolgt, und
  • beim Kauf von Investmentfonds zahlst du einen Ausgabeaufschlag statt der Kaufgebühr. Der Ausgabeaufschlag beträgt meist 5 Prozent des Anlagebetrags, bei manchen Fonds kannst du Sparpläne über Direktbanken zu vergünstigten Konditionen einrichten.
 

Chancen und Risiken beim ETF-Sparplan

Mit einem ETF-Sparplan investierst du direkt an der Börse, was naturgemäß ein gewisses Maß an Nervenkitzel mit sich bringt. Eine feste Verzinsung und einen garantierten Rückzahlungswert wie beim Sparbuch oder Tagesgeldkonto gibt es bei ETFs nicht. Denn: Der Wert der Anteile und damit auch die Höhe deines Guthabens richtet sich nach dem tagesaktuellen Kurs der im ETF enthaltenen Wertpapiere. Damit ist das wichtigste Risiko beim ETF-Sparen die Wertschwankung, die in schlechten Börsenzeiten auch zu Verlusten führen kann. Auch Insolvenzen von im Index gelisteten Unternehmen wie etwa des Dax-Unternehmens Wirecard im Jahr 2020 können dazu führen, dass der Wertverlust der Einzelaktie die Indexrendite beeinträchtigt. Auf der anderen Seite bieten die Aktienmärkte auf lange Sicht bessere Renditechancen als die verzinste Geldanlage bei Banken. Im Lauf der Zeit werden die Gewinnchancen bedeutsamer als die Verlustrisiken. Das heißt konkret: Je länger du einen ETF-Sparplan führst, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass du am Ende der Spardauer eine positive Rendite erwirtschaftest.  

Wie ist das Börsenumfeld 2022 für ETF-Sparpläne?

Der Krieg in der Ukraine prägt auch das Börsengeschehen im Jahr 2022. ETF-Sparpläne sind somit auch von den Turbulenzen betroffen, die der Ukraine-Krieg an den Aktienbörsen auslöst. Knappheit bei Energieimporten aus Russland, Ernteausfälle in der Ukraine und der Ausfall der dortigen Industrie führen dazu, dass europäische Unternehmen mit Produktionsschwierigkeiten kämpfen und die Gewinne durch die Teuerung bei Rohstoffen und Zulieferteilen belastet werden. Dementsprechend sind vor allem bei börsennotierten Unternehmen mit Geschäftsverbindung nach Osteuropa und bei Industriekonzernen die Aktienkurse unter Druck geraten. Auf der anderen Seite ist durch die Güterknappheit und die gestiegenen Energiepreise die Inflationsrate im Jahr 2022 stark gestiegen. Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik haben sich die Verbraucherpreise im März 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,3 Prozent erhöht. Für die Geldanlage bei Banken gibt es hingegen immer noch praktisch keine Zinsen. Für Kapitalanleger bedeutet das, dass aufgrund des durch die Inflation bedingten Kaufkraftverlustes der Wert ihres Kapitals schrumpft, wenn es zum Nullzins bei der Bank angelegt ist. Somit ist trotz der Unsicherheit an den Börsen der ETF-Sparplan auch 2022 ein wichtiges Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau. Gerade bei der Anlage in Aktien solltest du weniger auf das tagesaktuelle Auf und Ab der Kurse schauen, sondern deine langfristigen Anlageziele im Blick behalten. Das Geld, das du in den nächsten Jahren nicht benötigst, ist in ETFs auf jeden Fall gut angelegt.  

Diese 3 Trends sind sind bei ETF-Sparplänen 2022 zu beobachten

An den Kapitalmärkten kannst du immer wieder langfristige Trends beobachten – das ist auch im Jahr 2022 und bei ETF-Sparplänen der Fall. Die wichtigsten Entwicklungen im kurzen Überblick:   Trend 1: ETFs werden immer beliebter Laut einer Studie der Direktbank ING haben die Deutschen rund 150 Milliarden Euro in ETFs investiert, und die Wachstumskurve zeigt weiter nach oben. Experten erwarten, dass immer mehr private Anleger Bankguthaben in ETFs umschichten, um die langfristigen Renditechancen zu nutzen.   Trend 2: Nachhaltigkeit ist gefragt Immer mehr Menschen wollen mit ihrer Kapitalanlage nicht nur Gewinn erzielen, sondern damit auch sinnvolle Projekte fördern, etwa bei der Erzeugung von regenerativem Strom. Schon im Jahr 2021 haben sich die Mittelzuflüsse in ETFs mit nachhaltiger Ausrichtung im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Davon profitiert nicht nur Umwelt und Gesellschaft, sondern am Ende oft auch der Anleger selbst. Denn viele Börsenanalysten gehen davon aus, dass Unternehmen mit ökologischer und nachhaltiger Ausrichtung den wirtschaftlichen Herausforderungen von Umwelt- und Klimaschutz besser gewachsen sind als Unternehmen, die diese Themen noch links liegen lassen.   Trend 3: Themen-ETFs sind im Kommen Ursprünglich waren ETFs dazu gedacht, einen allgemeinen Aktienindex abzubilden. In den vergangenen Jahren haben die Anbieter immer mehr Themen-ETFs auf den Markt gebracht. Hierbei wird ein Index aus Unternehmen gebildet, deren Geschäftsmodell zu einem bestimmten Thema passt – beispielsweise Digitalisierung, demografischer Wandel oder Klimaschutz. Mit solchen ETF-Sparplänen kannst du als Anleger auf langfristige globale Trends setzen, die du für besonders spannend und zukunftsträchtig hältst.    

Der günstigste ETF-Sparplan 2022: Welche Banken haben die besten Angebote?

Wenn du dich für einen ETF-Sparplan entscheidest, sind möglichst niedrige Gebühren für dich wichtig. Innerhalb des ETFs kannst du diesen Punkt schon mal abhaken, weil im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds viel niedrigere Verwaltungsgebühren kassieren. Jetzt kommt es noch darauf an, den ETF-Sparplan bei einer Bank einzurichten, die sowohl für den Kauf als auch für die laufende Verwaltung der Anteile im Wertpapierdepot möglichst geringe Gebühren verlangt. Die gute Nachricht: Es gibt einige Direktbanken und Online-Broker, bei denen du deinen ETF-Sparplan (Stand: April 2022) zum Nulltarif bekommst – keine Gebühren beim Kauf und keine Gebühren für die Depotführung. Doch Vorsicht: Nicht bei allen Anbietern gilt der Nulltarif für alle ETF-Produkte. Doch bei einigen Banken und Brokern gibt es eine große Auswahl an kostenlosen Sparplänen. Hier ein Überblick:  
Anbieter Zahl der gebührenfreien ETF-Sparpläne Mindestsparrate
Scalable Capital Über 1.900 1 Euro
Flatex Knapp 1.400 25 Euro
Trade Republic Über 1.100 10 Euro
ING Über 800 1 Euro
Finanzen.net Zero Über 500 25 Euro
justTRADE Über 100 25 Euro
(Quelle: Angaben der Anbieter zum ETF-Sparplan / April 2022)  

ETF-Sparplan: 5 Tipps für die richtige Strategie

Wenn du mit deinem ETF-Sparplan langfristig erfolgreich sein willst, solltest du strategisch planvoll vorgehen. Damit kannst du vermeiden, dass du in einem Börsentief wegen eines kurzfristigen Geldbedarfs deine ETF-Anteile mit Verlust verkaufen musst oder dass du wegen einer nicht ausreichend diversifizierten Mischung Renditeprobleme bekommst.  
  1. Geldreserve bilden
Bevor du einen ETF-Sparplan beginnst, solltest du sicherstellen, dass für kurz- bis mittelfristige Ausgaben genügend Geld vorhanden ist. Dazu zählen beispielsweise ungeplante größere Reparaturen, ein neues Auto oder Einrichtungsgegenstände. Für diese Zwecke solltest du Geld ohne Verlustrisiko und kurzfristig verfügbar anlegen, etwa auf einem Sparbuch oder Tagesgeldkonto. Ist ausreichend Guthaben vorhanden, kannst du mit dem ETF-Sparen beginnen.  
  1. Sparziele festlegen
Überlege dir, wofür du das Guthaben deines ETF-Sparplans einmal verwenden willst, etwa für eine später geplante Anschaffung einer Eigentumswohnung oder als Ergänzung der Altersvorsorge. Hintergrund dieser Überlegung: Wenn das Sparziel näher rückt, solltest du einige Jahre vorher das Guthaben schrittweise auf ein sicheres Tagesgeldkonto umschichten. So vermeidest du, dass du beispielsweise beim Immobilienkauf schnell dein ETF-Guthaben auflösen musst, obwohl sich die Börse gerade im Tief befindet.  
  1. Globaler Index als Hauptinvestment
Dein erster ETF-Sparplan sollte möglichst breit aufgestellt sein, damit das Wertschwankungsrisiko gut verteilt ist. Am besten eignet sich ein weltweiter Aktienindex, der Großunternehmen aus allen Branchen enthält, wie etwa der MSCI-Weltaktienindex. Exotischere ETFs auf einzelne Länder oder Wirtschaftszweige solltest du erst später und in kleinerem Umfang dazumischen.  
  1. Nebenkosten minimieren
Mit jeder Kostenersparnis kannst du bei der Kapitalanlage deine Rendite ganz ohne zusätzliches Risiko verbessern. Wenn du den ETF-Sparplan bei einem Anbieter einrichtest, der keine Kaufgebühr und keine Depotgebühr verlangt, fließt deine komplette Sparrate ohne Abzug ins ETF-Guthaben. Dadurch kann das Kapital schneller wachsen als bei einem gebührenpflichtigen Sparplan.  
  1. Sparplan regelmäßig prüfen
Etwa ein Mal pro Jahr solltest du deine Finanzlage auf den Prüfstand stellen. Dazu zählt auch der ETF-Sparplan. In diesem Zug kannst du überlegen, ob du aufgrund eines gestiegenen Einkommens die Sparrate erhöhen kannst oder ob du einen Teil aus dem ETF-Guthaben entnehmen willst, um das Geld für eine geplante Anschaffung auf ein risikofreies Bankkonto zu transferieren.