Das Verschwinden der kleinen Maddie McCann vor 15 Jahren zählt wohl zu den mysteriösesten Vermisstenfällen weltweit. Damals hatten ihre Eltern die Dreijährige während ihres Urlaubs in Portugal als vermisst gemeldet, vermutlich wurde sie aus dem Ferienapartment der Familie entführt. Unter anderem erklärte die Polizei die Eltern als verdächtig – ganz vorne der Chef-Ermittler Goncalo Amaral, den die Eltern kurzerhand wegen Verleumdung vor Gericht verklagten. Er hat nämlich nicht nur die Ermittlungen geleitet, sondern im Endeffekt auch ein Buch geschrieben, indem er die Eltern als Hauptverdächtige betitelt.
Damals im Jahr 2007 hat das portugiesische Gericht den Eltern recht gegeben und den Verkauf des Buches verboten – mittlerweile wurde das Urteil jedoch gekippt. Dementsprechend sind die Eltern vor den Europäischen Gerichtshof gezogen, haben den Fall vor wenigen Tagen jedoch verloren. Jetzt hat sich das erste Mal der Ermittler selbst zu den schweren Vorwürfen geäußert.
Eltern immer noch verdächtig
„Die Entscheidung des Gerichts ist ein Sieg für die Gerechtigkeit, das portugiesische Rechtssystem und für alle, die Meinungsfreiheit verteidigen“, erklärte Amaral der BILD-Zeitung. „Verlierer sind nicht nur die Verfasser der Klage, sondern alle, die sich der Wahrheitsfindung widersetzen. Die Strategie der Eltern des auf mysteriöse Weise verstorbenen Kindes, eventuelle Verantwortlichkeiten einem falschen Verdächtigen zuzuschieben, schlug fehl. Es gelingt ihnen nicht, ihr Image reinzuwaschen, indem sie einen Verdächtigen schaffen.“
Dementsprechend scheint der ehemalige Chef-Ermittler die Eltern des kleinen Mädchens immer noch zu verdächtigen. Seine Aussage spielt darauf an, dass mittlerweile ein deutscher Verdächtiger festgenommen wurde. Er erwähnt jedoch nicht, dass nicht die Eltern den Verdacht auf den vorbestraften deutschen Kinderschänder gelenkt haben, sondern dass ein Bekannter des Verhafteten dem Scottland Yard und dem BKA einen Tipp gab.