Wer kennt es nicht: Man geht müde zur Arbeit, kann sich das Gähnen nicht mehr verkneifen und dann kommt auch noch der nervige Kollege um die Ecke, der einem mit seiner hässlichen Gelfrisur eh schon auf den Senkel geht. Dass man seine Mitmenschen hässlicher findet, wenn man übermüdet ist, kann wissenschaftlich tatsächlich bewiesen werden. Forscher der schwedischen Universität Uppsala haben festgestellt, dass Müdigkeit einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung und die gefühlsbestimmte Bewertung von Gesichtern nimmt.
An der Studie haben 45 Männer und Frauen teilgenommen, die eine Nacht mit 8 Stunden Schlaf und eine weitere Nacht schlaflos verbracht haben. Am nächsten Morgen mussten sie Porträtfotos von Menschen mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken bewerten. Sie sollten ankreuzen, wie attraktiv, gesund und vertrauenswürdig die Menschen auf sie wirken. Mit einer speziellen Technologie hat man die Augenbewegungen der Probanden aufgenommen und somit ganz genau gesehen, wie lang sie bestimmte Gesichtspartien betrachtet haben.
Konzentration lässt nach
Herausgestellt hat man, dass man im müden Zustand neutrale und ängstlich Gesichter sehr unattraktiv findet, während man wütende Gesichter als nicht vertrauenswürdig einstuft. Insgesamt werden Gesichter als unattraktiver, ungesünder und unfairer wahrgenommen als im ausgeschlafenen Zustand. Das liegt zum einen daran, dass man in müden Zustand viel weniger Zeit damit verbringt, die Porträtfotos zu betrachten beziehungsweise sein Gegenüber wahrzunehmen, wie die Augenbewegungen zeigten. Das ist jedoch wichtig, um die Mimik seines Gegenübers richtig interpretieren zu können.
Wenn wir müde sind, nehmen wir Menschen also als hässlicher und negativer war als sie in Wirklichkeit sind. Das könnte laut den schwedischen Forschern an dem Teil des Gehirns mit dem Namen Amygdala liegen, das bewiesenermaßen emotionale Reize von außen sowie eigene Gefühle verarbeitet. Schlafmangel hat einen großen Einfluss auf die Amygdala, wie Studien bereits feststellen konnten.