Ramzi Methode: Was das ist und wie man sie anwendet

Mithilfe der Ramzi Methode soll es möglich sein, sehr früh in der Schwangerschaft das Geschlecht des Babys festzustellen – schon zwischen der 5. und der 8. Schwangerschaftswoche (SSW). Das ist für viele werdende Eltern verblüffend, da in den meisten Fällen die Ärzte erst in der 14. oder 15. SSW feststellen können, welches Geschlecht das Baby hat. Viele werdende Eltern erfahren von der Methode in einem Forum rund um Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt. Dieser Beitrag erklärt, wie die Methode funktioniert und ob sie zuverlässig ist.

01.03.2023, 03:43 Uhr
Ramzi Methode: Was das ist und wie man sie anwendet
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So funktioniert die Ramzi Methode

Dr. Saad Ramzi Ismail ist Gesundheitswissenschaftler, der seinen Master in Sonografie gemacht hat. Er ist also Experte auf dem Bereich des Ultraschalls, aber kein Arzt. In den Jahren von 1997 bis 2007 führte er eine Ultraschallstudie durch, an der etwa 5.400 schwangere Frauen teilgenommen haben. Im Rahmen dieser Studie registrierte Dr. Ramzi die Lage des Ansatzes der Nabelschnur in der Gebärmutter und verglich sie nach der Geburt mit dem Geschlecht des Babys.

Seine Ergebnisse waren erstaunlich eindeutig: Von den männlichen Föten haben 97,2 Prozent den Nabelschnuransatz auf der rechten Seite gebildet, bei 97,5 Prozent der weiblichen Föten zeigte er sich links. Dr. Ramzi geht also davon aus, dass bei einer auf der rechten Seite angesetzten Nabelschnur das Baby ein Junge und bei einer auf der linken Seite angesetzten ein Mädchen wird.

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Um die Ramzi-Methode korrekt durchzuführen, muss zwischen der 5. und dem Ende der 8. SSW eine farbcodierte Dopplersonografie durchgeführt werden. Das ist sehr bald, nachdem die meisten Frauen vermuten, dass sie schwanger sind. Auf den Bildern sind die sogenannten Chorionzotten zu sehen. Dabei handelt es sich um Ausbuchtungen in der Fruchthülle des winzigen Embryos, die in der nächsten Zeit der Schwangerschaft die Nabelschnur und die Plazenta für die Ernährung ausbilden wird. Nach Ende der 8. SSW ist die Ramzi-Methode nicht mehr aussagekräftig, weil sie Plazenta sich zu bewegen beginnt.

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Kritik an der Ramzi Methode

Die Ramzi-Methode gilt als Theorie, die nicht wissenschaftlich anerkannt ist. Dafür gibt es mehrere Gründe:

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  • Die Studie, die Dr. Ramzi durchgeführt hat, ist nie in einer anerkannten Fachzeitschrift veröffentlicht worden. Es gab daher keine kritische Bewertung durch andere Wissenschaftler.
  • Dr. Saad Ramzi Ismail hat zwar den Master in Sinologie, ist aber kein Arzt – seine medizinische Studie und ihre Ergebnisse werden daher in Fachkreisen nicht anerkannt.
  • In Fachkreisen anerkannt hingegen ist eine Studie, die 2010 in Australien durchgeführt worden ist und die die Ergebnisse von Ramzis Studie zu reproduzieren versuchte. Das ist nicht geglückt.

Allerdings gab es 2014 in der Republik Moldau und 2019 im Iran Studien, die die Ramzi-Methode zu stützen scheinen: Hier ließ sich wieder in vielen Fällen durch Nabelschnur und Plazenta das Geschlecht der Babys bei der Geburt vorhersagen. Dennoch fehlt die wissenschaftliche Anerkennung.

Ein weiterer Kritikpunkt an der Methode ist, dass bei manchen Familien der Kinderwunsch stark nach Geschlecht ausgeprägt ist. In vielen Erdteilen wünschen sich die meisten Eltern einen Jungen. Das könnte dazu führen, dass die Familien das Geschlecht des Babys bestimmen lassen, sobald die Frau schwanger wird. Weibliche Embryos könnten in einem so frühen Stadium der Schwangerschaft noch abgetrieben werden.

In Deutschland ist es Vorschrift, dass Ärztinnen und Ärzte das Geschlecht des Babys nicht vor der 14. SSW verraten (das ist die 12. SSW nach der Befruchtung). Diese Regelung gilt zum Schutz ungeborener Mädchen.

Wird eine Frau schwanger, lässt sich mithilfe der üblichen Untersuchungen mit Ultraschall meist nicht vor der 14. oder 15. Woche sagen, ob das Baby ein Mädchen oder ein Junge wird. Es kann auch sein, dass das Baby in der Schwangerschaft jeweils falsch liegt, wenn die Untersuchung ansteht, sodass sich keine Rückschlüsse ziehen lassen. Viele Eltern erfahren das Geschlecht des Babys erst beim zweiten großen Ultraschall, der zwischen der 19. und der 22. SSW durchgeführt wird.

Erkennen des Geschlechts ist kompliziert

Die meisten Ärzte führen ohne Not keinen Doppler-Ultraschall so früh in der Schwangerschaft durch. Und selbst wenn, kann es sehr schwierig sein, darauf etwas zu erkennen: Die Plazenta zeigt sich als heller Rand, und oft kommt es vor, dass sie halbwegs mittig liegt. Das wäre also kein geeigneter Hinweis darauf, ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen wird, selbst wenn die Methode korrekt sein sollte.

Zudem gilt es zu beachten, wie der Ultraschall aufgenommen worden ist: Die Einordnung, dass eine rechts beginnende Nabelschnur auf einen Jungen und die links beginnende auf ein Mädchen hindeutet, gilt für den vaginalen Ultraschall. Bei einem Ultraschall durch die Bauchdecke hingegen ist das Ergebnis spiegelverkehrt: Links steht für Junge, rechts für Mädchen.

Ramzi Methode eher aus Neugierde

In Deutschland wird wahrscheinlich keine Frau, die schwanger ist, eine frühe Dopplersonografie erhalten. Mag sein, dass in dem einen oder anderen Forum etwas anderes behauptet wird, aber im Normalfall soll das Baby so ungestört wie möglich heranwachsen. Wer sehr neugierig ist, kann das früheste Ultraschallbild daraufhin untersuchen, an welcher Seite die Plazenta zu sehen ist. Allerdings ist das so früh in der Schwangerschaft tatsächlich eher ein Ratespiel. Sicherheit haben Eltern erst nach dem zweiten großen Ultraschall oder spätestens nach der Geburt des Babys. Idealerweise richtet sich der Kinderwunsch auch nicht nach dem Geschlecht.