E-Autos profitieren von immer größeren Fortschritten dank Innovationen, insbesondere was die Batterietechnologie der Modelle betrifft. Die Reichweite wächst, die erwartete Lebensdauer der Akkus ebenso. Doch ausgerechnet für gebrauchte Stromer, erweist sich das als Nachteil. Denn die großen Sprünge in der Technologie in neueren Modellen, setzen sie im Urteil deutscher Kunden herab.
"Der E-Auto-Gebrauchtmarkt in Deutschland ist tot. Nachfrage gleich null", sagt Tanja Herges, eine Gebrauchtwagenverkäuferin aus dem saarländischen St. Ingbert, die zwei gebrauchte E-Autos auf ihrem Hof stehen hat. In Deutschland findet sie dafür keine Abnehmer und muss sich stattdessen im Ausland umsehen. Dabei ist das mangelnde Interesse an gebrauchten Fahrzeugen kein Einzelfall.
Gebrauchte E-Autos sind für Deutsche unattraktiv
Lediglich 97.000 gebrauchte E-Autos wechselten in Deutschland im vergangenen Jahr den Besitzer. Verglichen mit der gesamte Fülle an verfügbaren Gebrauchtwagen, entspricht das lediglich 1,6 Prozent. Einer der Hauptgründe für die geringe Nachfrage, dürften die hohen Preise der gebrauchten E-Autos sein. Auf Plattformen wie mobile.de werden diese im Schnitt für rund 38.000 Euro angeboten. Etwa 10.000 Euro mehr, als Interessenten für gebrauchte Diesel oder Benziner ausgeben müssten.
Den meisten Käufern ist das zu teuer, denn wer sich nach einem Gebrauchtwagen umschaut, möchte damit günstiger an ein Fahrzeug gelangen. Die meisten Gebrauchtwagen werden laut einer Marktanalyse von mobile.de rund 14.000 Euro günstiger gekauft, als E-Autos angeboten werden. Die mangelnde Nachfrage setzt die Preise für gebrauchte Stromer zusätzlich unter Druck. Schon Ende 2023 waren die tatsächlichen Verkaufspreise deutlich gefallen. Drei Jahre alte Fahrzeuge verkauften sich 4,3 Prozent billiger als noch zu Beginn des Jahres.
Das Vertrauen in gebrauchte Akkus ist gering
Da Hersteller von E-Autos zudem immer höhere Rabatte anbieten, um neue Fahrzeuge an den Kunden zu bringen, dürften die Preise für gebrauchte E-Autos in Deutschland weiter fallen. Ein großes Problem für den Gebrauchtwagenmarkt, denn durch die mangelnde Preisstabilität, können Kunden nicht vorhersagen, wie hoch der Wiederverkaufswert für ihr E-Auto ausfallen würde. Ein weiterer Faktor ist die Verunsicherung von Kunden, was den Akku der Stromer betrifft. Er ist das Herzstück des Wagens und bestimmt die Hälfte seines Wertes.
Zwar geben viele Hersteller mittlerweile acht Jahre Garantie auf die integrierten Akkus ihrer Fahrzeuge. Der ADAC empfiehlt dennoch vor dem Kauf von gebrauchten E-Autos den Gesundheitszustand der Batterie überprüfen zu lassen. So können sich Kunden sicher sein, ob der Wagen noch gut ist oder sich als teure Fehlinvestition entpuppt. Solange die Preise für gebrauchte E-Autos derart instabil bleiben und kein Vertrauen in die Lebensdauer der Akkus besteht, scheint es keine Chance auf Erholung des Gebrauchtwagenmarktes für Elektroautos zu geben.