Krankes Kind: Wann Eltern zu Hause bleiben dürfen

Was tun, wenn das Kind krank ist, man aber eigentlich arbeiten müsste? Diese Fragen stellen sich berufstätige Eltern immer wieder. Denn dass der Nachwuchs fiebert oder so viel Schnupfen hat, dass man die Kleinen unmöglich zur Schule oder in die Kita schicken kann, kommt häufiger vor, als einem lieb ist. Glücklicherweise sind Arbeitnehmer, die ein krankes Kind zuhause betreuen müssen, von ihrer Arbeit freigestellt. Zumindest in den meisten Fällen, jedoch nur für einen bestimmten Zeitraum und nicht immer bei gleichzeitiger Entgeltfortzahlung. Was du wissen musst, wenn du ein krankes Kind zuhause hast, erfährst du hier.

26.06.2022, 13:58 Uhr
Krankes Kind: Wann Eltern zu Hause bleiben dürfen
fizkes/shutterstock
Anzeige

Krankes Kind: Wann darf ich zuhause bleiben?

Wenn du das Sorgerecht für ein Kind (oder mehrere Kinder) ausübst und dieses Kind sich mit einem Erreger infiziert und daher zuhause betreut werden muss, kannst du als Arbeitnehmer in der Regel auch zuhause bleiben. Natürlich gibt es für diesen Fall spezielle Regelungen und Einschränkungen. Wenn das Kind beispielsweise schon 15 Jahre alt ist, musst du sicherlich nicht mehr am Bett sitzen und Händchen halten, während sich der Jugendliche gesund schläft. Häufig sind Arbeitgeber damit einverstanden, dass Eltern, die ein Kind unter 12 Jahre betreuen müssen, zuhause bleiben, wenn dieses Kind krank ist. Das Problem: Eine einheitliche gesetzliche Regelung, an die sich Arbeitgeber halten müssen, gibt es nicht. Zwar wird immer wieder der Paragraph 616 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) herangezogen, wenn es um die Betreuung eines kranken Kindes geht. Denn dieser Paragraph besagt, dass Arbeitnehmer, die vorübergehend verhindert sind, ihrer Arbeit fern bleiben dürfen. Und ein krankes Kind kann man wohl mit Fug und Recht als eine derartige Verhinderung bezeichnen. Jedoch: Der Arbeitgeber kann im Arbeits- oder Tarifvertrag ausschließen, dass er seine Beschäftigten für die Zeit ihrer Abwesenheit bezahlt. Das bedeutet konkret, dass du zwar für einen vorübergehenden Zeitraum zuhause bleiben darfst, um dein Kind zu betreuen, für diese Zeit aber keinen Lohn oder Gehalt bekommst.

Kind Krank und kein Geld vom Chef? Kinderkrankengeld beantragen

Wenn dein Chef ausgeschlossen hat, dass er dich für die Zeit deiner Freistellung bezahlt, kannst du dich an deine Krankenkasse wenden. Unter bestimmten Voraussetzungen kommt die gesetzliche Krankenversicherung für deinen Lohn auf, wenn du ein krankes Kind zuhause betreuen musst. Zu diesen Voraussetzungen gehören:
  • Du und dein Kind seid in der gesetzlichen Krankenkasse versichert.
  • Dein Kind ist jünger als 12 Jahre oder hat eine Behinderung und ist daher auf Hilfe angewiesen. Dann gibt es keine Altersgrenze.
  • Im Haushalt gibt es keine andere Person, die sich um die Pflege des kranken Kindes kümmern könnte. Wenn die Großeltern noch mit im Haus wohnen, können diese die Betreuung übernehmen. In diesem Fall wäre eine Krankmeldung wegen eines kranken Kindes also nicht gerechtfertigt.

Kinderkrankentage 2022: Wie viele stehen mir zu?

Wenn du die oben genannten Kriterien erfüllst, kannst du das sogenannte Kinderkrankengeld bei deiner Krankenkasse beantragen. Alle Arbeitnehmer, die gesetzlich krankenversichert sind könnten pro Kind und Jahr bis zu 30 Kinderkrankentage beantragen, bei Alleinerziehenden, die die Betreuung ohne Hilfe stemmen müssen, verdoppelt sich diese Zahl. Jedoch sind bei Paaren pro Elternteil maximal 65, bei Alleinerziehenden höchstens 130 Kinderkrankentage pro Jahr möglich.

Kind krank? An die Krankmeldung für den Arbeitgeber denken

Auch wenn der Chef nicht dafür bezahlen möchte, wenn du zuhause bleibst, um dein krankes Kind zum pflegen, musst du dich trotzdem bei ihm melden. Zwar bist du nicht direkt krank, an eine Krankmeldung für den Arbeitgeber musst du aber trotzdem denken. Denn aus deinem Arbeitsvertrag ergibt sich, dass du dazu verpflichtet bist, deine Arbeitsleistung zu erbringen. Kannst du das nicht, musst du deinen Chef so schnell wie möglich darüber informieren. Das ist auch deshalb eine gute Idee, weil die meisten Chefs nicht gerade erfreut reagieren, wenn ihre Beschäftigten nicht zur Arbeit kommen können, weil sie ein krankes Kind zuhause haben. Ein offenes Wort und vor allem eine schnelle Kommunikation können dabei helfen, dass dein Chef die Nachricht so gelassen wie möglich aufnimmt. Daher gilt: Ruf so schnell wie möglich bei deinem Arbeitgeber an und informiere ihn darüber, dass du nicht zur Arbeit kommen kannst, weil dein Kind krank ist. Häufig brauchst du in einem solchen Fall eine Krankmeldung schon ab dem ersten Tag. Am besten, du gehst noch am selben Tag mit deinem Kind zum Arzt – das ist meist ohnehin eine gute Idee – und lässt dir ein Attest ausstellen. Dieses Attest reichst du dann so schnell wie möglich bei deinem Arbeitgeber ein. Dann ist deine Krankmeldung komplett.

Kind krank: Arbeitgeber kein Verständnis

Immer wieder berichten Beschäftigte davon, dass sie sich krank melden, weil sie ihr Kind betreuen müssen, der Chef dafür aber gar kein Verständnis hat und sogar sauer wird, weil das Kind ständig krank ist. Das ist natürlich keine gute Grundlage für eine wertschätzende Zusammenarbeit und für die betroffenen Arbeitnehmer sicherlich ärgerlich. Doch manchmal gibt es keinen schnellen Ausweg aus der Misere und man muss sich mit den Gegebenheiten an seinem Arbeitsplatz arrangieren. Wenn dein Chef auch eher in die Kategorie Choleriker gehört und gerne mal ausflippt, wenn du dich von der Arbeit abmeldest, weil du dich um dein krankes Kind kümmern musst, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Du ärgerst dich vermutlich über das unmögliche Verhalten deines Chefs – und das zurecht  – musst aber trotzdem damit umgehen. Probiere es doch mal mit diesem Vorgehen: Zunächst einmal machst du deutlich, dass du über deine Rechte und Pflichten bescheid weißt. Du kannst am Telefon deinem Chef sagen, dass du nicht zur Arbeit verpflichtet werden kannst, wenn du freigestellt bist. Da du jedoch weißt, dass deine Arbeitskraft gebraucht wird, möchtest du guten Willen beweisen: Du versuchst deine Kollegen so gut es geht, aus dem Homeoffice zu unterstützen. Biete deinem Chef an, dass du zu bestimmen Uhrzeiten telefonisch erreichbar bist oder aber dich in der Firma meldest, wenn das kranke Kind schläft und du den Kopf frei hast. Auch kleinere Aufgaben kannst du unter Umständen von zuhause erledigen. Wenn du möchtest, kannst du das sogar nach Dienstschluss tun. Vielleicht dann, wenn dein Partner zuhause ist und die Betreuung des kranken indes übernehmen kann. Mit diesem Vorschlag kannst du deinem Chef den Wind aus den Segeln nehmen. Du bist zwar nicht am Arbeitsplatz präsent, weil du freigestellt bist, bietest aber trotzdem deine Hilfe und eingeschränkte Arbeitskraft an. Einen solchen Arbeitnehmer können sich die meisten Arbeitgeber doch nur wünschen!