Hunderte Mitarbeiter betroffen: Kosmetikhersteller schließt alle deutschen Filialen

Das französische Kosmetikunternehmen will in den nächsten Monaten alle eigenen Läden in Deutschland schließen.

08.08.2023, 09:00 Uhr
Hunderte Mitarbeiter betroffen: Kosmetikhersteller schließt alle deutschen Filialen
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Und wieder verschwindet ein bekanntes Gesicht aus den Innenstädten Deutschlands. Die noch vor ein paar Jahren so belebten Fußgängerzonen der deutschen Innenstädte sterben so langsam aus. Jetzt schließt wieder ein großer Filialist seine Türen für immer. Dieses Mal handelt es sich um das französische Naturkosmetik-Unternehmen „Yves Rocher“.

Hier kann man Bio-Seifen, Cremes, Duschgele und Parfums aller Art erstehen. Auch Bürsten, Schwämme und jede Form von Pflege-Accessoires gibt es beim Pionier für naturbelassene Kosmetik zu kaufen. Allerdings nicht mehr lange. Es ist geplant, in den kommenden Monaten insgesamt 350 Filialen zu schließen. Das betrifft alle Niederlassungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die einzelnen Geschäfte wurden zur besseren Planung und Abwicklung bereits Mitte März über diesen Schritt informiert. Für die betroffenen Mitarbeiter der Läden sind Sozialpläne erarbeitet worden, einschließlich der Absegnung des Betriebsrates. Einige der Filialen wurden bereits durch und während der Pandemie geschlossen.

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Als offiziellen Grund nennt die Unternehmensspitze, wie bei so vielen anderen Branchen auch, wirtschaftliche Probleme. Eine Unternehmenssprecherin erklärte: „Die vergangenen zwei Jahre haben auch uns vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen gestellt“. Zusätzlich sei das aktuelle Geschäftsmodell mit seinen Niederlassungen in den Städten nicht mehr in der Lage, nachhaltig und erfolgreich zu wirtschaften. 

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So soll es weitergehen

Die Marke möchte allerdings nichts vollständig vom Markt der betreffenden Länder verschwinden. Von Stuttgart aus betreibt eine Tochtergesellschaft des Kosmetikkonzerns den Onlinehandel, sowie bis jetzt noch die Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier wurde zum zukünftigen Auftritt des Unternehmens folgendes erklärt: „Unsere Kundinnen und Kunden finden unsere Produkte auch weiterhin in unserem Onlineshop und können per Direktversand bestellen“. International verfügt die „Groupe Rocher“ über mehr als 15.000 Mitarbeitern und erwirtschaften mit ihnen mehr als 2,3 Milliarden Umsatz im Jahr. 

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Bereits im Jahr 1959 gründete Kosmetik-Pionier Yves Rocher, das Unternehmen in der Bretagne. In Paris entstand zehn Jahre später dann seine erste Filiale. Allerdings ist das Schicksal dieses Traditionsunternehmens leider nichts neues mehr. Immer mehr Filialen großer und bekannter Unternehmen steigen aus dem Direktverkauf in den Innenstädten aus. Sei es wegen der Pandemie, den unglaublichen Mieten innerhalb der Städte oder einfach wegen des immer stärkeren Onlinehandels. Daher sind auch größere Hersteller und Vertriebler nicht mehr in der Lage, Verkaufsläden zu halten. 

Traurige Beispiele dafür sind „Galeria Kaufhof“, mit dem Sterben seiner Niederlassungen oder auch der Schuhhändler Görtz. Auch die Modekette „Adler“ entfernte sich von seinen Geschäften. Zuletzt hat zudem der Textilhersteller Gerry Weber angekündigt, die meisten Filialen schließen zu wollen. Wer in den Fußgängerzonen nachrückt, ist unklar. Vermutlich werden es, wie so oft, Billiganbieter und „Ein-Euro-Läden" sein, die dann auch regelmäßig wieder verschwinden. Wenn die Kommunalpolitiker nicht mit attraktiven Anreizen den Handel in den Fußgängerzonen und Innenstädten halten können, wird ein wertvolles Stück Lebenskultur, nämlich das gemütliche Shopping in den Innenstädten, für immer verschwinden. Damit lassen sich dann auch die teilweise horrenden Mieten nicht mehr halten.