Französische Atomtests im Pazifik: Wissenschaftler decken wahres Ausmaß auf

Französische Atomtests im Pazifik in den 60er und 70er Jahren sollen wesentlich mehr Radioaktivität freigesetzt haben als bisher angegeben.

23.10.2021, 16:45 Uhr
Französische Atomtests im Pazifik: Wissenschaftler decken wahres Ausmaß auf
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Von 1966 bis 1993 führte Frankreich 193 Kernwaffentests im Pazifik durch. Wie der „Focus“ berichtet, setzten die französischen Atombombentests wesentlich mehr Radioaktivität frei als bisher angegeben. Dies sollen lange Zeit geheim gehaltene Dokumente belegen.

Die Auswertungen der Dokumente sollen zeigen, dass der Fallout bis nach Tahiti reichte. Somit wären mehr als 100.000 Menschen einer potenziell schädlichen Strahlendosis ausgesetzt worden. Diese Anzahl wäre zehnmal höher als es die Franzosen bisher angegeben haben. Es wurden allerdings nur wenige polynesische Opfer entsprechend entschädigt.

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„Moruroa Files“ geben Aufschluss

Bei den Dokumenten soll es sich um die sogenannten „Moruroa Files“ handeln. Nach einem langen Rechtsstreit mit polynesischen und französischen Initiativen mussten die besagten Dokumente im Jahre 2013 freigegeben werden. Der Inhalt konzentriert sich insbesondere auf 41 Atomtests zwischen 1966 und 1974. Wissenschaftler des Forschungskollektivs INTERPRT, die das Ausmaß der damaligen radioaktiven Kontamination und den anschließenden Spätfolgen herausfinden wollten, haben die Daten nun ausgewertet.

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Koautor Nabil Ahmed, von der Norwegischen Universität für Technologie und Wissenschaft, bestätigte laut „Focus“, dass die Verseuchung bis in das 1.200 Kilometer entfernte Tahiti reichte: "Tahiti war und ist die bevölkerungsreichste Insel in Französisch-Polynesien und die Menschen dort wurden radioaktiv verstrahlt, ohne dass sie es wussten. Während der atmosphärischen Testexplosionen könnten mehr als 110.000 Menschen in Tahiti, Gambier und Tureia radioaktive Dosen oberhalb der als sicher angenommenen Werte bekommen haben."

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Macron äußert sich

Anschließend kam es zu vermehrten Krebserkrankungen. Die offiziellen Angaben sollen allerdings besagt haben, dass nur rund 10.000 Menschen von dem Fallout betroffen waren. Bei seinem Besuch Französisch Polynesiens in diesem Jahr äußerte sich Präsident Macron zu den Vorfällen: "Zu lange hat es der Staat vorgezogen, über diese Vergangenheit zu schweigen. Dieses Schweigen möchte ich heute brechen. Ich denke, dass das Vertrauen aufgebaut werden muss, indem man alles sagt, indem man alles mitteilt, indem man viel transparenter ist, und es stimmt, dass wir das bis jetzt nicht getan haben."