Crowdinvesting: Welche Chancen und Risiken dich erwarten

Kredit von der Online-Community anstatt von der Bank: Mit Crowdinvesting borgen sich Unternehmen Geld von privaten Anlegern. Mit der richtigen Strategie kannst du damit gute Renditen erzielen.

08.03.2022, 11:34 Uhr
Crowdinvesting: Welche Chancen und Risiken dich erwarten
Crowdinvesting
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Crowdinvesting kurz erklärt:

  • Bei Crowdinvesting leihen Anleger einem Unternehmen Geld in Form eines Kredites.
  • Abgewickelt wird das Investment meist über eine Crowdinvesting-Plattform.
  • Die Zinsen sind meist deutlich höher als bei Festgeldern oder Sparbriefen. Dafür ist aber auch das Verlustrisiko größer.
  • Dein Risiko kannst du senken, indem du das investierte Geld auf verschiedene Unternehmen verteilst.

Was ist Crowdinvesting?

Beim Crowdinvesting handelt es sich um eine Finanzierungsform für Unternehmen, bei der die Firmen über das Internet Kreditkapital bei privaten Anlegern einsammeln. Das läuft in der Regel über Crowdinvesting-Plattformen. Diese Plattformen stellen die nötige Infrastruktur zur Verfügung, die Firmen und Anleger für die Abwicklung der Investments benötigen:

  • Firmen können sich und ihre Projekte auf der Crowdinvesting-Plattform vorstellen.
  • Du erfährst als Anleger, welchen Zins du für einzelne Anlageprojekte bekommst und welche Regelungen bei Laufzeit und Mindestanlage gelten.
  • Wenn du dich für eine bestimmte Geldanlage entschieden hast, kannst du über die Plattform das Geld investieren.

Statt einen Millionenkredit bei einer Bank zu beantragen, versuchen die Firmen also, genügend Anleger zu finden, von denen jeder bereit ist, einen kleinen Anteil am Kredit mitzufinanzieren. Der Mindestbetrag pro Anleger beträgt oft nur wenige hundert Euro, so dass hinter einer siebenstelligen Unternehmensfinanzierung oft tausend oder mehr Einzelpersonen als Geldgeber stehen.

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Wie funktioniert die Geldanlage beim Crowdinvesting?

In rechtlicher Hinsicht vergibst du beim Crowdinvesting einen Kredit an das Unternehmen, das dein Geld bekommt. Eine Besicherung des Kredites ist dabei zumeist nicht vorgesehen. Das bedeutet: Du bist darauf angewiesen, dass das Unternehmen zahlungsfähig bleibt, bis dein Kredit zurückgezahlt wird. Muss die Firma während der Kreditlaufzeit Insolvenz anmelden, bekommst du nur einen Teil des Geldes, im schlimmsten Fall überhaupt nichts zurück.

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Während der Laufzeit des Kredites zahlt dir das Unternehmen Zinsen. Deren Höhe hängt sowohl von der Dauer der Geldanlage als auch von der Zahlungskraft des Unternehmens ab. Je solider das Unternehmen, umso niedriger ist der Zins. Bei der Finanzierung von riskanten Projekten mit unsicherem Ausgang bieten die Kreditnehmer hingegen einen hohen Zins an – aber entsprechend höher ist auch die Gefahr, dass du wegen Insolvenz dein Geld verlierst.

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Zahlen und Fakten zu den Anbietern

Crowdinvesting wird von ganz unterschiedlichen Firmen genutzt. Besonders häufig tummeln sich hier kleinere und mittelständische Unternehmen sowie Startups, die Kapital für ihre neuen Geschäftsideen brauchen.

Laut der Statistik von Crowdinvest.de waren im März 2022 Anlegergelder von gut 1,7 Milliarden Euro in rund 3.200 Projekte investiert. Mehr als zwei Drittel davon entfielen auf Immobilienprojekte – also auf die Finanzierung von Neubauten, bei denen der Bauträger nach dem Verkauf der fertigen Immobilie die Verbindlichkeiten wieder zurückzahlt. Der Rest verteilt sich auf die allgemeine Unternehmensfinanzierung, die Finanzierung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energie und sonstige Finanzierungen.

Anlagemöglichkeiten findest du in Deutschland auf etwa 60 Plattformen. Viele davon sind kleine Nischenanbieter, die sich auf spezielle Segmente wie Öko-Projekte oder soziale Investments konzentrieren.

Welche Vorteile bringt mir Crowdinvesting als Anleger?

Im Vergleich zu Festgeldkonten oder Sparbriefen von Banken bieten Crowdinvesting-Anlagen meist eine deutlich höhere Verzinsung. Somit kannst du einen vergleichsweise guten Gewinn erzielen – unter der Voraussetzung, dass dein Kreditnehmer die Zinsen pünktlich zahlt und am Ende der Laufzeit seine Schulden begleicht.

Ein weiterer Vorteil liegt in der niedrigen Mindestanlagesumme pro Investment. Damit kannst du dein Kapital auf verschiedene Kreditnehmer verteilen und somit dein Risiko senken: Wenn einer der Kreditnehmer zahlungsunfähig wird, verlierst du nur einen kleinen Teil deines investierten Geldes.

Beispiel: Bei einer Mindestanlage von 250 Euro und einem Anlagekapital von 2.500 Euro kannst du deine Geldanlage auf zehn verschiedene Finanzierungsprojekte streuen.

Mit welchen Risiken muss ich rechnen?

Das wichtigste Risiko für den Anleger ist beim Crowdinvesting die Insolvenz des Kreditnehmers. Besonders groß ist die Gefahr, wenn es sich beim Investment um einen so genannten „nachrangigen Kredit“ handelt. Das bedeutet nämlich, dass du bei der Insolvenz nicht zusammen mit den anderen Gläubigern deinen Teil des verbleibenden Firmenvermögens bekommst, sondern mit deinen Ansprüchen warten musst, bis alle anderen Kreditgeber und Lieferanten ausgezahlt worden sind. Erfahrungsgemäß ist dann für die nachrangigen Kreditgeber in aller Regel nichts mehr übrig.

Ein weiterer Risikofaktor ist die Transparenz: Je weniger konkrete Informationen du über das Unternehmen und sein Projekt hast, umso schwerer kannst du einschätzen, ob das Ganze eher solide ist oder nicht. Daher ist es wichtig, dass die kapitalsuchenden Unternehmen auf den Crowdinvesting-Plattformen umfassende Informationen bereitstellen.

Crowdinvesting-Strategie: 4 Regeln, die du beachten solltest

Wenn du mit Crowdinvesting eine gute Rendite erzielen willst, solltest du ein paar wichtige Grundregeln beachten, die dich vor unangenehmen Überraschungen schützen können:

  • Regel 1: Nur einen kleinen Teil des Vermögens investieren. Crowdinvesting ist immer riskanter als ein Tages- oder Festgeldkonto bei der Bank. Das gilt auch bei vorsichtiger Auswahl der Investments. Deshalb solltest du nur einen kleinen Teil deiner Ersparnisse auf Crowdinvesting setzen und nicht in einen finanziellen Engpass geraten, wenn du Verlust machst.
  • Regel 2: Verschiedene Plattformen analysieren. Crowdinvesting ist über verschiedene Plattformen möglich. Manche haben sich auf bestimmte Segmente wie grüne Geldanlagen oder Immobilienprojekte spezialisiert, andere bieten ein breiteres Spektrum an. Beim Vergleich der Plattformen kommt es nicht nur auf die Auswahl an, sondern auch auf die Qualitätsstandards bei der Zulassung von Unternehmen. In Bezug auf Markterfahrung, Bonität und Umfang der Informationen haben manche Plattformen eher strenge Vorgabe, andere sehen es lockerer. Je strenger die Maßstäbe der Plattform, umso geringer ist das Risiko für den Anleger.
  • Regel 3: Unternehmensinformationen prüfen. Wenn es um die Auswahl des Investments geht, solltest du die Informationen des Unternehmens gründlich unter die Lupe nehmen. Ein ansprechendes Youtube-Präsentationsvideo genügt nicht – wichtig sind auch nüchterne Zahlen zu Umsatz, Gewinn und konkrete Fakten zum Werdegang des Unternehmens.
  • Regel 4: Das Risiko verteilen. Auch bei sorgfältiger Prüfung ist es nicht auszuschließen, dass du wegen einer Insolvenz Geld verlierst. Daher solltest du dein Anlagekapital auf mindestens 5 bis 7 Unternehmen verteilen. Diese sollten am besten auch die unterschiedlichen Branchen aktiv sein. Fällt dann ein einzelnes Investment aus, geht nur ein kleiner Teil des angelegten Geldes verloren.