Die Drogeriemärkte „dm“ und „Rossmann“ greifen zu drastischen neuen Mitteln. Der Grund ist ein trauriger, denn in diesem sowie letzten Jahr ist die Kriminalitätsstatistik, die den Ladendiebstahl erfasst, drastisch gestiegen. Nach zwei rückläufigen Jahren sind die Langfinger nun wieder auf dem Vormarsch, und zwar enorm. Laut einer Studie des EHI zur Untersuchung von Inventurdifferenzen, sind rund die Hälfte der Fehlbeträge im deutschen Einzelhandel auf Diebstähle, Betrug und Unterschlagungen zurückzuführen.
Das ist ein alarmierendes Signal, auch an die Politik. Gründe scheinen unter anderem die aktuellen Teuerungsraten zu sein. Durch die immer stärker werdende Inflation steigen die Preise der Produkte unaufhörlich. Ein Ende ist nicht in Sicht. Hier werden beileibe nicht nur Luxusgüter entwendet, sondern Waren des alltäglichen Bedarfs. Genau solche Produkte führen die Drogeriemärkten – und dort wird gestohlen, und zwar in großem Stil.
Da geht es um Zahnpasta, Cremes, Babybedarf und Shampoo. Alles Waren, die zur Standardhygiene gehören. Die immer weiter steigenden Preise macht aus bisher ehrlichen Bürgern Gelegenheitsdiebe – vermutlich aus der Not heraus.
Überraschende Maßnahmen sind nötig
In der Statistik stiegen die angezeigten Ladendiebstähle im vergangenen Jahr um unglaubliche 34,3 Prozent auf fast 345.000 Fälle. Der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth kommentiert die Situation so: „Bis zu 90 Prozent der Delikte werden gar nicht erst bei der Polizei angezeigt. Denn viele Händlerinnen und Händler haben die Erfahrung gemacht, dass die angezeigten Ladendiebe meist ohne größere Konsequenzen davonkommen“.
Offensichtlich besteht auch da Handlungsbedarf von Seiten des Gesetzgebers. Die entstehenden Schäden werden nämlich auf den zukünftigen Verkaufspreis der Waren eingepreist und so wird alles nur noch teurer werden.
Die Drogeriehändler gehen zum Schutz vor Diebstählen mittlerweile einen weiteren Schritt vorwärts. Gegenstände von geringerem Wert, im Bereich von 4,95 Euro bis knapp 13,00 Euro werden jetzt durch besondere Behälter und Kassetten vor Diebstahl geschützt. Diese werden dann an der Kasse wieder vom Personal entfernt. In einigen Drogeriemärkten von „dm“ und "Rossmann“ in den Städten Hamburg und München ist das System bereits eingeführt.
Bis kürzlich konnte man so etwas nur mit den teuren Rasierklingen in den Märkten beobachten. Die neue Vorgehensweise ist teuer, aufwändig und wird sich in der zukünftigen Preisgestaltung sicherlich widerspiegeln, da sind sich die Handelsketten einig. Fraglich ist, wie sich das Einkaufserlebnis auf lange Sicht verändern wird, unter den verschärften Umständen. Schön wird das nicht aussehen.
So gut wie jede Ware wird zukünftig auf eine Art und Weise gesichert werden, das eine ganz neue Logistik in den Geschäften entsteht. Außerdem ist es nur eine Frage der Zeit, wann weitere Branchen, wie zum Beispiel Supermärkte oder andere Einzelhändler nachziehen. Eine besorgniserregende Entwicklung.