Venedig wird teurer. Und zwar für Tagestouristen. Seit Jahren kämpft die beliebte Stadt an der Adria mit den unterschiedlichsten Problemen. Gerade erst im Jahr 2019 beschädigte ein massives Hochwasser die Stadt mit ihren wunderschönen Dogenpalästen schwer. Mindestens 360 Millionen Euro waren nötig, um die gröbsten Arbeiten an der Stadt zu leisten, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Der Pegel erreichte eine Höhe von 1,87 Meter über Normalnull und Strukturen wie Pfeiler, Brücken, die Böden der alten Gebäude und Beleuchtungen wurden gefährdet. Zusätzlich werden die vielen Kreuzfahrtschiffe zum Problem für die historische Stadt im Wasser. Ihre Verdrängung und der Sog, den die Schiffe erzeugen, bedrohen die gesamte Konstruktion, auf der die Lagunenstadt ruht.
Seit dem 1. August 2021 durften dann keine Schiffe über 25.000 BRZ und 180 Metern Länge die Stadt anfahren. Geholfen hat das wenig, denn die Schiffe steuern die Gegend nach wie vor an und viele Reedereien kümmern sich nicht um die Verbote. Strafen gibt es kaum, denn die Touristen, die von den Schiffen Tag für Tag angespült werden, bringen auch einiges an Geld in die Stadtkasse. Darauf möchte man dann ebenfalls nicht so gerne verzichten.
Tagestouristen müssen Eintritt zahlen
In der Coronazeit konnten die Verantwortlichen für die historischen Gebäude sehr gut erkennen, welchen Schaden der Massentourismus anrichtet. Zu jener Zeit war so gut wie nichts mehr los und die Strukturen konnten saniert werden. Schiffe gab es ebenfalls nicht. Das ist allerdings nun vorbei und Venedig ächzt erneut unter den Besuchermassen. In Zahlen sind das über 100.000 pro Tag. Eine unvorstellbare Zahl, besonders, wenn man bedenkt, dass die Lagunenstadt lediglich 50.000 Einwohner hat. Bei der UNESCO wird daher aktuell darüber beraten, Venedig auf die Liste der „bedrohten Weltkulturerbe“ zu setzen.
Auch die Stadtväter sind auf eine Idee gekommen, um Venedig zu schützen, oder wenigstens Geld zu sammeln für die Renovierung. Ab dem Jahr 2024 soll eine Gebühr von 5 Euro fällig werden für jeden Tagestouristen, der die Stadt besucht – sei es von der Landseite oder per Kreuzfahrtschiff. Die Zugangsgebühr, die auf Italienisch „Contributo d’Accesso“ heißt, soll per QR-Code erfolgen, den sich die Besucher auf ihr Handy laden können und die bei Kontrollen vorzuzeigen sind. Wer ihn nicht vorweisen kann ist mit einer Strafe zwischen 50- und 300 Euro zu belegen. Die Stadtverwaltung begründet das mit dem „Gleichgewicht der Interessen“ zwischen den Gästen der Stadt und den Einwohnern.
Die Experten sind allerdings skeptisch, ob die Maßnahme die Menschenströme eindämmt und die Stadt so schützt. Immerhin kostet ein Cappuccino dort über 10 Euro und eine halbe Stunde in der Gondel schlägt mit 100 Euro zu Buche. 5 Euro mehr oder weniger interessieren da kaum. Ansässige Wirte nennen die Gebühr für die Besucher eine „Schande“ und Bürgerinitiativen glauben kaum, dass die Kommune den Plan ernst meint. Ob die Maßnahme wirkungsvoll ist, wird die Zukunft zeigen. Sollte Venedig tatsächlich auf der „Roten Liste“ der UNESCO landen, werden zum Schutz der historischen Stadt deutlichere Mittel eingesetzt werden müssen.